Oborniki Śląskie [ɔbɔrˈɲikʲi ɕlõskʲɛ] (deutsch: Obernigk, schlesisch Ubernigke) ist eine Stadt mit etwa 8400 Einwohnern im Powiat Trzebnicki (Trebnitzer Distrikt) in der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien.
Geographische Lage
Die Stadt liegt in Niederschlesien nördlich der Oder im Katzengebirge, etwa zehn Kilometer westlich von Trzebnica (Trebnitz) und 26 Kilometer nördlich von Breslau.
Geschichte
Wegen seiner guten klimatischen Verhältnisse entwickelte sich das 1305 erstmals erwähnte Dorf Obernigk im 19. Jahrhundert zum Kurort. Der Gutsbesitzer Karl Wolfgang Schaubert (ein Pate des Sohnes von Karl von Holtei), betrieb 1835 den Ausbau zum Kurbad.
Bereits zuvor war der Ort durch den Dichter Karl von Holtei bekannt geworden. Holtei, der einige Jahre hier lebte und 1821 auch hier heiratete, beschrieb Obernigk in mehreren Gedichten. Holtei, der seinen eigenen Versen zufolge in Obernigk „ein kleines Häuschen mit Schindeldächel und a Tannen“ bewohnt hatte, war auch Herausgeber des bekannten, allerdings nur vom 4. März bis September 1822 erschienenen Breslauer Wochenblatts Der Obernigker Bote gewesen. Im Ort erinnert ein Denkmal an ihn.
Im Jahre 1856 erhielt der Ort durch die Strecke von Breslau nach Posen Anschluss an die Eisenbahn.
Als 1866 in Breslau die Cholera ausbrach, flüchteten viele Einwohner nach Obernigk.
Am Anfang des 20. Jahrhunderts war Obernigk ein Dorf und Luftkurort mit einer evangelischen Kirche, einer katholischen Kirche, zwei privaten Irrenanstalten, einem Sanatorium und einem Fichtennadelbad. Das Dorf war ein beliebter Erholungsort für die Bürger von Breslau und anderer Städter aus Niederschlesien.
Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges gehörte Obernigk zum Landkreis Trebnitz im Regierungsbezirk Breslau der preußischen Provinz Schlesien des Deutschen Reichs.
Nach Kriegsende wurde Obernigk im Sommer 1945 wie fast ganz Schlesien von der sowjetischen Besatzungsmacht unter polnische Verwaltung unterstellt. Die Polen führten für Obernigk die Ortsbezeichnung Oborniki Śląskie ein. In der Folgezeit wurde die bis dahin deutsche Bevölkerung von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde aus Obernigk vertrieben. Die Ortschaft erhielt Stadtrecht. Der Kur- und Naherholungsbetrieb setzt sich bis heute fort.
Seit 2004 besteht eine Städtepartnerschaft mit der oberfränkischen Stadt Rehau.
Bevölkerungsentwicklung
Verkehr
Zug
Von Oborniki Śląskie erreicht man Danzig und Breslau umsteigefrei mit dem IC und dem TLK der polnische PKP.
Stadtwappen
Das Wappen der Stadt (nach 1945 geschaffen) zeigt einen grünen Tannenbaum im gelben Feld.
Sehenswürdigkeiten
- ehemalige evangelische Pfarrkirche
- römisch-katholische Herz-Jesu-Kirche
- Kurhaus mit Parkanlage
- Bahnhofsgebäude aus dem 19. Jahrhundert
Gmina
Die Stadt- und Landgemeinde (gmina miejsko-wiejska) Oborniki Śląskie umfasst ein Gebiet von 153,75 km² mit 18.059 Bewohnern (2007). Dazu gehören diese Orte:
- Bagno (Heinzendorf)
- Borkowice (Burgwitz)
- Ciecholowice (Zechelwitz)
- Golędzinów (Kunzendorf)
- Jary (Jäckel)
- Kotowice (Kottwitz)
- Kowale (Kawallen)
- Kuraszków (Alt Karoschke, 1936–1937: Karoschke, 1937–1945: Lindenwaldau)
- Lubnów (Liebenau) mit Nowosielce (Sorgan)
- Morzęcin Mały (Klein Muritsch)
- Morzęcin Wielki (Groß Muritsch)
- Oborniki Śląskie (Obernigk)-Stadt
- Osola (Ritschedorf)
- Osolin (Esdorf) mit Brzezno Małe
- Paniowice (Pannwitz)
- Pęgów (Hennigsdorf)
- Piekary (Beckern)
- Przecławice (Prischwitz)
- Raków (Raake)
- Rościsławice (Riemberg, ehemals ab 1874 Amtsbezirk 29 im Kreis Wohlau)
- Siemianice (Schimmelwitz)
- Uraz (Auras) mit Niziny (Weitemalke)
- Wielka Lipa (Groß Leipe)
- Wilczyn (Heidewilxen)
- Zajączków (Haasenau)
- Paniowice (Pannwitz)
Söhne und Töchter der Stadt
- Ernst Leberecht Semper (1722–1758), deutscher lutherischer Geistlicher und Liederdichter
- Hans von Held (1764–1842), Publizist und Dichter
- Hans Karl von Diebitsch-Sabalkanski (1785–1831), russischer Generalfeldmarschall
- Ernst Julius August Zacher (1816–1887), deutscher Germanist
- Hugo Ganse (1862–1944), Verwaltungsjurist und Ministerialbeamter, Präsident der Preußischen Ansiedlungskommission
- Adolf Böhm (1871–nach 1905), deutscher Radrennfahrer
- Carlo Bayer (1915–1977), Theologe und Pionier der Caritas Internationalis
- Heinrich Geissler (1927–1990), deutscher Kunsthistoriker
- Kurt Wünsche (1929–2023), deutscher Politiker in der DDR
- Manfred Zeh (1933–2021), Generalmajor der Nationalen Volksarmee
- Bernhard Schemmel (* 1940), deutscher Germanist, Volkskundler und Bibliothekar
- Jutta Menschik (* 1944), Psychologin, Psychoanalytikerin und Hochschullehrerin
- Bronisław Komorowski (* 1952), polnischer Staatspräsident
- Aleksandra Natalli-Świat (1959–2010), polnische Politikerin
- Zdzisław Nitka (* 1962), expressionistischer Maler, Graphiker, Holzschneider und Hochschullehrer
Literatur
- Hugo Weczerka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Schlesien (= Kröners Taschenausgabe. Band 316). Kröner, Stuttgart 1977, ISBN 3-520-31601-3, S. 367.
- Walter Schmidt: Widerstand in Auras / Oder, Kreis Wohlau 1933 bis 1945. In: Cornelia Domaschke, Daniela Fuchs-Frotscher, Günter Wehner (Hrsg.): Widerstand und Heimatverlust. Rosa-Luxemburg-Stiftung, 2012, ISBN 978-3-320-02278-5, S. 11. (online als pdf)
Weblinks
- Website der Stadt (polnisch, deutsch, englisch)
Einzelnachweise



